
Internetgetriebener Handel – was Stadtmarketing jetzt wissen muss
Der internetgetriebene Handel beschreibt die Entwicklung, dass Kunden ihr Kaufverhalten zunehmend online steuern – von der Information bis zur Entscheidung. Händler und Innenstädte müssen offline und online intelligent verknüpfen, um relevant zu bleiben.
Willkommen im Zeitalter des internetgetriebenen Handels
Wenn ich zurückblicke, dann fällt mir auf, wie sehr sich unser Alltag in den letzten Jahren verändert hat. Das Internet war irgendwann einfach da – zuerst noch als etwas Besonderes, dann als Zusatz, und heute ist es schlicht selbstverständlich. Kaum jemand kann sich diesem Sog entziehen: Wir informieren uns online, wir kommunizieren online, wir kaufen online. Und egal ob man es mag oder nicht – das World Wide Web hat längst den Handel erreicht und neu definiert.
Früher sprach man von der Produktion als Taktgeber des Handels, später von den großen Filialnetzen. Heute stehen wir an einem neuen Wendepunkt: dem internetgetriebenen Handel. Produkte finden wir nicht mehr nur im Schaufenster, sondern über Empfehlungen im Netz, über Werbung in sozialen Medien oder schlicht durch einen Klick auf dem Smartphone.
Online gegen Offline? Diese Zeiten sind vorbei
Ich erinnere mich an eine Aussage, die mir im Gedächtnis geblieben ist. Ein Gastronom sagte schon vor Jahren provokant: Früher stritten wir über Methoden – heute geht der Graben zwischen Online- und Offline-Welt. Genau das beobachte ich überall: Hier die Skeptiker, die alles Digitale meiden. Dort die Pioniere, die begeistert neue Kanäle ausprobieren. Und dazwischen: viele Unsichere, die nicht wissen, wie sie das alles unter einen Hut bekommen sollen.
Das Spannende daran: Alte Medien verschwinden nie ganz. Radio verdrängte nicht die Zeitung, Fernsehen nicht das Radio – und auch das Internet hat klassische Formate nicht gekillt. Es hat sie einfach neu verpackt. Die Tagesschau gibt es eben nicht nur um 20 Uhr im TV, sondern auch als App, Livestream oder Podcast.
Bricks & Clicks – die neue Realität
Stationär oder online? Diese Frage ist längst falsch gestellt. Beides wächst zusammen. Der Fachbegriff dafür lautet Multi-Channel, Cross-Channel oder – noch eine Stufe weiter – Omni-Channel. Aber ganz ehrlich: Am besten beschreibt es das Bild von „Bricks & Clicks“.
Das bedeutet: Der Kunde entscheidet nicht mehr entweder Ladenlokal oder Onlineshop. Er springt zwischen den Kanälen. Er lässt sich vielleicht von einem Prospekt inspirieren, googelt Preise unterwegs und kauft am Ende im Laden – oder eben umgekehrt. Für Händler heißt das: Sie müssen diese Reise begleiten.
Kunden sind die Treiber – nicht die Händler
Eines ist wichtig zu verstehen: Es sind nicht die Unternehmen, die diesen Wandel vorantreiben. Es sind die Kunden. Sie haben sich längst daran gewöhnt, dass sie alles jederzeit vergleichen, bestellen und zurückgeben können. Dieses Channel-Hopping ist die Realität – und wir müssen lernen, damit umzugehen.
Vom Experiment zum Muss
Noch reagieren viele Händler unkoordiniert. Manche probieren aus, was gerade modern klingt, andere halten sich zurück und hoffen, dass der Spuk vorbeigeht. Doch die Wahrheit ist: Die Zeit des „Trial and Error“ ist eigentlich vorbei. Kunden erwarten heute, dass die Kanäle zusammenpassen – Beratung im Laden, Auswahl im Netz, Lieferung nach Hause.
Omni-Channeling ist deshalb keine Marketing-Spielerei, sondern die logische Antwort auf verändertes Verhalten. Nur wer offline und online intelligent verbindet, bleibt relevant.
Und was heißt das für uns?
Wir stehen am Anfang einer spannenden Reise. Der Handel verändert sich rasant – aber er verschwindet nicht. Menschen wollen einkaufen, erleben, vergleichen, sich begeistern lassen. Nur die Wege dorthin ändern sich.
Genau deshalb starte ich mit dieser Beitragsreihe. Wir werden gemeinsam anschauen, wie Multi-Channeling entstanden ist, warum Cross-Channeling ein notwendiger Zwischenschritt war und weshalb heute alle von Omni-Channeling reden. Und wir werden Beispiele sehen, wie Händler diese Herausforderung meistern – oder daran scheitern.
FAQ – Häufige Fragen
Was bedeutet Omni-Channel-Handel?
Omni-Channel heißt, dass stationärer Handel und Online-Angebote so verzahnt sind, dass der Kunde jederzeit nahtlos wechseln kann.
Warum ist das für Städte wichtig?
Weil Kunden ihr Kaufverhalten online steuern. Wenn Innenstädte dort nicht sichtbar sind, wandert Kaufkraft ab.
Was können Werbegemeinschaften konkret tun?
Digitale Gutscheinsysteme etablieren, gemeinsame Online-Plattformen schaffen, Händler-Sichtbarkeit in Google & Social Media fördern.

John Großpietsch ist CEO von LocalBon und schreibt regelmäßig über moderne Gutscheinsysteme, Arbeitgebergutscheine und Sachbezugsmodelle im Unternehmenskontext. Sein Fokus liegt auf den technologischen Entwicklungen hinter Stadt- und Geschenkgutscheinen, Kundenkarten und digitalen Benefit-Lösungen. Mit besonderem Interesse analysiert er die Auswirkungen solcher Systeme auf den stationären Einzelhandel und beleuchtet Trends rund um die digitale Transformation von Innenstädten. Seine Beiträge richten sich an Entscheider in Stadtmarketing, Handel und HR – mit dem Ziel, praxisnahe Einblicke zu geben und digitale Entwicklungen verständlich einzuordnen.